Autor: Annika Krause (Ökotrophologin)
Konventionelle Lebensmittel weisen eine hohe Pestizidbelastung auf
Für eine gesunde Ernährung sind unverarbeitete, von Schadstoffen unbelastete Nahrungsmittel essentiell.
Das Chemisches- und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart untersucht jährlich hunderte Proben von konventionellem Frischgemüse auf Pestizidrückstände. In seiner letzten Erhebung 2017 wiesen 88 % aller Proben Rückstände von insgesamt 227 Pestiziden auf. Für 16 % des frischen Gemüses aus In- und Ausland wurden sogar signifikante Überschreitungen der gesetztlich festgelegten Höchstmengen ermittelt1.
Die vom Ökomonitoring getesteten Obst- und Gemüseproben aus ökologischem Anbau enthielten zu 50 % keinerlei Rückstände von Pflanzenschutzmitteln. Sofern Rückstände festgestellt wurden, lagen die Gehalte überwiegend im Spurenbereich und gelten damit als vernachlässigbar.2 Erklärt werden diese Rückstände übrigens mit einer Kreuzkontamination durch benachbarte konventionelle Betriebe oder durch gemeinsamen Transport bzw. gemeinsame Lagerung mit konventionellen Produkten.
Auch der Pestizidexperte Lars Neumeister kommt in einer direkten Gegenüberstellung von einheimischen Obst und Gemüse aus konventionellem und ökologischem Anbau zu dem Ergebnis, dass konventionelles Obst 350mal und konventionelles Gemüse 30mal stärker pestizidbelastet ist. Die von ihm verwendeten Daten der amtlichen Lebensmittelüberwachung legen offen, dass die Pestizid-Grenzwerte nicht nur in Einzelfällen überschritten werden.3
Die meisten Lebensmittel aus konventioneller Landwirtschaft sind demnach so stark mit Rückständen von Insekten- und Unkrautvernichtungsmitteln belastet, dass sie nicht als Säuglingsnahrung verkauft werden dürften. Demgegenüber halten 95 Prozent der ökologisch erzeugten Produkte den Grenzwert für Säuglingsnahrung von 0,01 Milligramm pro Kilo ein.
Neumeister weist auf ein weiteres Problem hin. Selbst wenn die amtlich festgelegten Grenzwerte für Pestizidrückstände eingehalten werden, bedeutet dies nicht, dass die pestizidbelastetenen Lebensmittel gesundheitlich unbedenklich sind.
Die Festlegung der Grenzwerte werden von Experten immer wieder kritisiert. Zum Beispiel werden Langzeitrisiken und Mehrfachbelastungen mit unterschiedlichen Pestiziden bei der Zulassung und Risikobewertung völlig unzureichend berücksichtigt. Zusätzlich wird immer wieder beobachtet, dass auf Antrag von Pestizidherstellern die Höchstmengen einfach angehoben werden, um Grenzwertüberschreitungen und den damit verbundenen Ärger für die Zukunft zu vermeiden.
Aus diesem Grund sind sich Ernährungswissenschaftler einig, dass für eine gesunde Ernährung auf einen hohen Anteil an Bio-Lebensmitteln geachtet werden sollte. Für Babys und Kleinkinder gilt dies in besonderem Maße, weil ihr Organismus viel empfindlicher auf Schadstoffe reagiert.
Bio-Lebensmittel sind erwiesenermaßen gesünder
Aber Lebensmittel aus ökologischem Anbau enthalten im Vergleich zu konventionellen Produkten nicht nur deutlich weniger gesundheitsschädigende Nitrate und Pestizidrückstände. Eine britische Metastudie4 zeigte, dass der Gehalt an wichtigen Antioxidantien in biologisch angebauten Nutzpflanzen und in ihren Produkten bis zu 60 Prozent höher ist als in konventionellen. Bei einer kompletten Umstellung der Ernährung auf Bioprodukte entspräche das ungefähr dem antioxidativen Potenzial von ein bis zwei zusätzlichen Portionen Obst pro Tag.
Insofern scheinen Bio-Produkte die bessere Wahl zu sein, um die eigene Gesundheit sowie die Natur zu schützen.
Unser Tipp: Lege Dir einen eigenen kleinen Gemüsegarten an. Wohnst Du in einer Wohnung ohne Garten, kannst Du Dir vielleicht auf einem Bio-Hof in Deiner Nähe einen kleinen Gemüsegarten anmieten. ackerhelden.de vermitteln zum Beispiel entsprechende Parzellen.
Biologischer Anbau schützt unsere Umwelt
Zusätzlich zu den negativen Auswirkungen von Pestiziden auf den menschlichen Organismus verursachen Pflanzenschutzmittel ökologische Schäden. Die Mittel vernichten nicht nur Unkraut und Schädlinge, sondern auch nützliche Tiere wie z.B. Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten mit entsprechend negativen Folgen für Fauna und Flora.
Saisonale, regionale Produkte enthalten mehr Nährstoffe
Die meisten Nährstoffe enthalten unsere Lebensmittel, wenn sie innerhalb ihrer Saison reif geerntet werden. Umso reifer ein Produkt ist, desto höher ist sein Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen. Durch Transport und Lagerung geht leider ein beträchtlicher Teil dieser Vitalstoffe verloren.
Aus diesem Grund sind regionale Produkte zu bevorzugen, da der Weg vom Acker zum Supermarkt sehr kurz ist. Das sichert Frische, Nährstoffreichtum und Geschmack von Obst und Gemüse. Importierte Waren werden hingegen häufig unreif gepflückt. Reifen dann zwar während des Transports nach, können aber auf diesem Wege nicht mehr an den Nährstoffgehalt reif geernteter Lebensmittel herankommen.
Saisonal zu essen, bedeutet sich abwechsungsreich zu ernähren
Anhand eines Saisonkalenders für Obst und Gemüse können wir uns bereits vor dem Einkauf einen Überlick über die Sorten verschaffen, die gerade Saison haben. Je bunter wir essen, desto größer ist die Vielfalt an wertvollen Nährstoffen.
Regionale Produkte schützen Umwelt und Klima
Es werden immer mehr Lebensmittel über weite Strecken transportiert. Das hat zur Folge, dass insbesondere der Ausstoß des Treibhausgases CO2 stark ansteigt. Dabei unterscheiden sich die einzelnen Transportmittel sehr stark. Pro Tonne und Kilometer ergeben sich folgende CO2-Emissionen: Hochseeschiff 9 Gramm, Binnenschiff 34 Gramm, Bahn 40 Gramm, LKW 135 Gramm, Flugzeug 2.041 Gramm. Ein Kilogramm peruanischer Spargel verursacht z.B. durch den Flugtransport 28-mal mehr CO2 als regional erzeugter Spargel.
Insofern lautet unsere Empfehlung möglichst direkt beim Erzeuger, also ab-Hof oder auf Wochenmärkten einzukaufen. In den Supermärkten sind im Obst- und Gemüsebereich inzwischen regionale Produkte besonders gekennzeichnet, wodurch der Kauf regionaler Lebensmittel auch hier eine gute Möglichkeit ist.
1| http://www.cvuas.de/pub/beitrag.asp?subid=1&Thema_ID=2&ID=2715&Pdf=No&lang=DE
2| http://www.untersuchungsaemter-bw.de/pdf/oekomonitoring2017_langfassung.pdf
3|Lars Neumeister im Auftrag der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen: Pestizide in ökologisch und konventionell produzierten Lebensmitteln - Vergleich der Belastungssituation anhand gesamtdeutscher Daten der Lebensmittelüberwachung 2011-2013 (2015)
4| Barański M, Srednicka-Tober D, Volakakis Net al.: Higher antioxidant and lower cadmium concentrations and lower incidence of pesticide residues in organically grown crops: a systematic literature review and meta-analyses. British Journal of Nutrition 26, 1–18 (2014)